Mohammad ist einer von insgesamt 42 Teilnehmenden im gerade abgeschlossenen Projektdurchlauf Start in den Beruf. Creos unterstützt mit dem Projekt gemeinsam mit der Evonik Ausbildung Jugendliche, denen es schwer fällt, selbständig einen Ausbildungsplatz zu finden. Die Evonik Stiftung fördert das Projekt. Der 19-jährige Projektteilnehmer Mohammad ist im Osten Syriens aufgewachsen. Mit einem Ingenieur als Vater und einer Ausbilderin als Mutter versprach seine Zukunft eine erfolgreiche zu werden. „Meine Kindheit war einfach. Als ich 15 Jahre alt war, änderte sich das.“
Mohammads Flucht nach Deutschland
Mit 15 Jahren musste Mohammad aufgrund des Krieges anfangen zu arbeiten, um seine Familie zu unterstützen. An Ausbildung war nun nicht mehr zu denken. Die Situation in Syrien verschlechterte sich weiter. Sein Vater drängte ihn dazu das Land zu verlassen, um sich eine bessere Zukunft aufzubauen. „Erst wollte ich nicht. Ich hatte das Gefühl, dass ich meine Würde verliere, wenn ich einfach weggehe.“ Doch schließlich verließ er seine Heimat im Juli 2015. „Ich hatte gerade meinen Hauptschulabschluss mit sehr guten Noten abgeschlossen und wollte in meine Zukunft starten. Der Krieg hatte allerdings für katastrophale Bedingungen in Syrien gesorgt. Das Schul- und Bildungssystem existierte nicht mehr. Meine Tagesroutine bestand daher nur noch aus Essen und Schlafen.“
Mohammads Flucht führte ihn schließlich nach Deutschland. Über zwei Jahre gelang es Mohammad nicht, im deutschen Bildungssystem Fuß zu fassen. Er erfuhr über einen Freund von dem Projekt „Start in den Beruf“ und beschloss, daran teilzunehmen.
„Als Vorbereitung für uns Flüchtlinge hat Creos den Sommersprachkurs ab Juli 2017 angeboten. Da habe ich meine Sprache und meinen Wortschatz nochmals erweitert und viele Chemiebegriffe dazugelernt.“ Die von Creos organisierten Exkursionen zu Orten der Industriekultur und Reisen in andere deutsche Städte halfen Mohammad dabei, die fremde Kultur besser kennenzulernen. So konnte er seine Fähigkeiten erkunden und erste Einblicke in mögliche Ausbildungsberufe gewinnen.
Teilnahme am Projekt „Start in den Beruf“
Fester Bestandteil des Projektes ist das Absolvieren mehrwöchiger Praktika in der Ausbildung im Chemiepark Marl. Die praktischen Einblicke in unterschiedliche Berufe halfen ihm den richtigen Beruf für sich zu finden. „Erst wollte ich Anlagenmechaniker werden. Die Fachbegriffe aus der Chemie machten mir Sorgen und die Arbeit eines Mechanikers kannte ich schon. Chemikanten müssen Begriffe kennen, mit denen selbst die deutschen Jugendlichen Schwierigkeiten hatten. Das habe ich mir zunächst nicht zugetraut.“ Mohammads Stärken liegen jedoch eindeutig im Chemie- und nicht Metallbereich. Die guten Beurteilungen, die er während der Projektzeit von den Ausbildern bekam, bestärkten ihn in seinem Berufswunsch.
Das Projekt „Start in den Beruf“ wird an den Evonik-Standorten Darmstadt, Essen, Hanau und Marl angeboten und ist für Jugendlichen gedacht, die bislang noch keine Ausbildungsstelle gefunden haben. Dafür kann es verschiedene Gründe geben. „Vielen jungen Menschen sind die eigenen Fähigkeiten oder Berufswünsche nicht bewusst. Es fehlt am nötigen Selbstbewusstsein, um eine erfolgreiche Bewerbung zu verfassen. Manchmal erschweren auch sprachliche Hürden den Weg in eine erfolgreiche Ausbildung“, sagt Creotin Hatice Aslantürk. Creos und Evonik haben es geschafft, viele dieser Probleme durch Bewerbungscoaching, Sprachkurse oder fachliche und pädagogische Unterstützung gemeinsam mit den Jugendlichen zu lösen.
24 Teilnehmende werden dieses Jahr ihren Ausbildungsplatz bei der Evonik Industries AG selbst oder einer anderen Gesellschaft im Chemiepark Marl antreten, die anderen Teilnehmenden bekommen ihre Chance in anderen renommierten Unternehmen im Ruhrgebiet. Das Projekt „Start in den Beruf“ wird auch im kommenden Jahr wieder 90 Jugendlichen, davon 20 Geflüchteten die Chance bieten, die Ausbildungsberufe der chemischen Industrie kennenzulernen und den für sie richtigen Beruf zu finden.